Projekt “Rollstuhlsport macht Schule” als Beitrag zur Inklusion in Halle

Barrierefreiheit Teilhabe
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Halle. BSSA. Die Schülerinnen und Schüler aller drei achten Klassen der Saaleschule für (H)alle in Halle (Saale) erlebten am 26. und 29. Juni 2023 das landesweite Schulprojekt Rollstuhlsport macht Schule der Partner Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Sachsen-Anhalt e. V. (BSSA) und BG Klinikum Bergmannstrost Halle.

Klassenlehrer Jörg Hoffmann hatte die Initiative ergriffen und organisierte die Projekteinheiten, um den Jugendlichen neue, rollende Erfahrungen zu vermitteln. Trotz der recht warmen Temperaturen waren alle voll bei der Sache und nutzten die Chance, sich durch Eigenerfahrung neue Blickwinkel zu erschließen. Nach einer kleinen theoretischen Einführung rollten die Schülerinnen und Schüler unter Anleitung von Projektkoordinator Volker Möws vom Bergmanntrost über das Schulgelände, das zum Teil noch Baustelle ist. Ob Rasen, staubig-sandige Abschnitte, Unebenheiten oder Abfahrten, alles wurde gemeistert. Selbst der anstrengende Abschnitt über Kopfsteinpflaster, den die Klasse 8a am Donnerstag ausprobierte, rief nur die Bemerkung “Das ist anstrengend.“ hervor. Mutig rollten die Achtklässler auch das abschüssige Stück von der S-Bahn-Station Trotha zur Hans-Dittmar-Straße herunter.

In der Sporthalle hatte Rolli-Trainer Mathias Sinang das Sagen. Mit den ersten Übungen im Vorwärts- und Rückwärtsfahren merkten die Schülerinnen und Schüler schnell, wie beweglich und drehfreudig Sportrollstühle sind und testeten dies ausgiebig aus. Zuspiel- und Korbwurfübungen gingen jeweils einem Rollstuhlbasketballspiel voraus. Mit viel Ehrgeiz und Dynamik erzielten die Jugendlichen erstaunlich viele Treffer.

Mathias stand auch in der Saaleschule am Ende jedes Projektdurchgangs Rede und Antwort für die Fragen der Achtklässler. Dabei ging es zum Beispiel um den Grund, aus dem er seit 30 Jahren im Rollstuhl sitzt und wie er besonders in der Anfangszeit damit klarkam. Seine berufliche Entwicklung interessierte ebenso, wie seine sportlichen Aktivitäten. Ein Tuscheln ging durch die Reihen, als sie erfuhren, dass Mathias nicht nur Titel als Deutscher Meister und Vizemeister im Rennrollstuhl gesammelt hat, sondern auch Sieger im Hamburg Marathon 2009 und viermal beim Halbmarathon in Berlin war.

„Mir ist es wichtig, euch zu vermitteln, dass mein Leben im Rolli lebenswert ist“, erklärte Mathias den jungen Leuten und konnte damit überzeugen.

Rollstuhlsport macht Schule steht Schülerinnen und Schülern in der Regel ab Klassenstufe sechs aller Schulen Sachsen-Anhalts zur Verfügung und kann unter der unten angegebenen Kontaktadresse gebucht werden. Pro Veranstaltung ist ein Eigenanteil von 200, 00 Euro (netto) zu zahlen.

Das landesweite Schulprojekt startete im März 2011 und wird seit 2018 von den Partnern Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Sachsen-Anhalt e. V. (BSSA) und BG Klinikum Bergmannstrost Halle umgesetzt. Es steht unter der Schirmherrschaft der Ministerin für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt, Eva Feußner und wird von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) sowie von der Unfallkasse Sachsen-Anhalt gefördert. Das Rolli-Projekt hat seit seinem Start bis Ende 2022 bereits mehr als 12.000 Jugendliche erreicht.

„Selbsterfahrung ist eine gute Möglichkeit, Einstellungen zu überdenken und Blickwinkel zu ändern. Die Sensibilisierung junger Menschen für das Lebensumfeld von Menschen mit Handicap ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Verbandsarbeit“, erläutert BSSA-Geschäftsführerin Andrea Holz. Thomas Hagdorn, Geschäftsführer des BG Klinikums Bergmannstrost betont: „Die größtmögliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben ist für uns als überregionales Unfallkrankenhaus besonders wichtig. Der Rollstuhlsport bietet gerade für junge Menschen eine sehr gute Möglichkeit, Berührungsängste abzubauen, das gegenseitige Verständnis und ein tolerantes Miteinander zu fördern.“