Klimaschutz im Krankenhaus: Mehr Nachhaltigkeit in der Anästhesie

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Halle. UMH. Das Gesundheitswesen ist in Deutschland für etwa fünf Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Die ressourcenintensiven Bereiche Anästhesiologie und Intensivmedizin fallen hier besonders ins Gewicht. Ein Faktor sind die verwendeten Narkosegase, die in die Atmosphäre eindringen und sich auf die Erderwärmung auswirken. Das Team der Universitätsklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin der Universitätsmedizin Halle setzt deshalb auf umweltfreundlichere Alternativen.

„Wir verwenden bereits seit Jahren das umweltverträglichere Narkosegas Sevofluran. In Kombination mit Narkosegeräten der neuesten Bauart konnten wir so unsere CO2-Bilanz bereits optimieren“, sagt Dr. Martin Friese, Oberarzt in der Universitätsklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin.

Moderne Narkosegeräte verbrauchen nur die Menge an Narkosegas, die notwendig ist, um den:die Patient:in sicher und angemessen zu sedieren, ohne dabei die Qualität der Narkose zu beeinträchtigen. Dies ermöglicht den Patient:innen in der Regel eine schnellere Erholung nach der Operation und ist umweltfreundlicher, da weniger Narkosegas in die Atmosphäre gelangt. „Es gilt der Grundsatz ‚So viel wie nötig, so wenig wie möglich‘. Die Sicherheit unserer Patient:innen steht für uns immer im Vordergrund“, so Martin Friese.

Narkosegase wie Desfluran, das vielerorts bislang zum Einsatz kam, gehören zur Gruppe der Fluor(chlor)kohlenwasserstoffe und damit zu den Treibhausgasen, die besonders negative Auswirkungen auf die Umwelt haben. Zum Vergleich: 6,7 % Desfluran erzeugen bei einer sechsstündigen sogenannten Minimal-Flow-Anästhesie die gleichen Emissionen wie eine Autofahrt von 898 km. 2,2 % Sevofluran haben denselben medizinischen Effekt, die Emissionen entsprechen aber lediglich einer Autofahrt von 19,3 km. Außerdem schädigt es im Vergleich zu anderen Anästhetika wie Lachgas nicht die Ozonschicht. Neben dem Narkosegas kommen intravenöse Anästhesien (TIVA) oder die Regionalanästhesie, bei der nur bestimmte Körperregionen betäubt werden, bei Eingriffen am Universitätsklinikum Halle (Saale) zum Einsatz. Die nächsten Schritte auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit sind bereits geplant. Zur Rückgewinnung von Sevofluran sollen gegebenenfalls spezielle Filtersysteme eingesetzt werden. Bei der Anschaffung neuer Anästhesietechnik wird auch perspektivisch sehr auf Nachhaltigkeit und den sparsamen Umgang der Narkosegeräte mit Narkosegasen geachtet.

Auch in der Abfallentsorgung und Digitalisierung im Bereich Anästhesiologie der Universitätsmedizin Halle entwickelt sich gerade viel. Die Entsorgung sogenannter „gefährlicher Abfälle“, wie sie in Kliniken anfallen, verursacht hohe Treibhausgasemissionen. Deshalb ist es wichtig, alle anderen Abfälle präzise zu trennen und gesondert zu entsorgen. „Im Bereich der Entsorgung gefährlicher Abfälle setzten wir auf nachhaltige Konzepte. Dies wird zukünftig unter anderem bei der Entsorgung der CO2-Absorber mit Atemkalk geschehen. Außerdem setzen wir im Sinne der Nachhaltigkeit bereits auf digitale Aus- und Weiterbildungsformate sowie vollelektronische Dokumentation und nutzen Mehrwegprodukte, wo es möglich ist“, erklärt Annett Christel, Qualitäts- und Risikomanagerin in der Universitätsklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin und Leiterin der Arbeitsgruppe „Green Team“, die weitere Potentiale und Ansätze auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Anästhesie erarbeitet.