Zauber der Schamanin von Bad Dürrenberg ist Teil der diesjährigen Landesgartenschau

Grab Schamanin von Bad Dürrenberg
© H@llAnzeiger

IMG. Es gehört zu diesem Ort wie das Gradierwerk, der Kohlebahntunnel, die alten Bäume oder die Saale: das Grab der Schamanin von Dürrenberg. Vor etwa 9.000 Jahren hatte man hier eine Frau mit einem Säugling im Arm begraben. Wie wurde noch jahrhundertelang verehrt, aber dann doch irgendwann vergessen. Der Fund vor etwa 90 Jahre war eine Sensation und aus diesem Stück Archäologie wurde ein Highlight der Landesgartenschau von Sachsen-Anhalt. Der Geist der jungen Frau mit Zauberkräften begegnet den Besucherinnen und Besuchern in vielerlei Gestalt: als Skulptur am Ort des Begräbnisses, in Vitrinen des Geschichtspfades und als Hologramm in einer Multimedia-Show.

Ihre wirklich letzte Ruhestätte fand die Schamanin von Bad Dürrenberg im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale). Dort erfährt der Besucher viele Details, beispielsweise wie die überreichen Grabbeigaben auf eine gesellschaftliche Sonderrolle der Toten schließen lassen.

Dennoch sollte auch an jenem Ort, den deren Mitmenschen als Begräbnisstätte für die Schamanin auswählten, an dem sie gruben, bauten und dekorierten, etwas an die Tote erinnern. So wurde das Grab der Schamanin von Bad Dürrenberg zu einem Teil der Landesgartenschau. Und als wäre es selbstverständlich, verwebt sich das Thema der Laga „Salzkristall und Blütenzauber“ mit dem wahrscheinlichen Streben der Schamanin, ihren Stamm dorthin zu führen, wo das Salz ist und man weit in die Landschaft blicken kann.

Mittelsteinzeit als 3D-Erlebnis

Aber vielleicht sollte man doch mit dem Geschichtspfad beginnen, der hinter dem Zelt entlangführt und fünf Vitrinen am Wegesrand aneinanderreiht. Jede davon nimmt sich historischer Epochen und Ereignisse an, die Spuren auf dem „dürren Berge“ hinterließen. Natürlich wird auch von der Schamanin erzählt, wird von deren Bergung berichtet und werden einige ihrer Grabbeigaben präsentiert. Aber vor allem: Man kann der ernsthaften, starken, jungen Frau in die Augen blicken.

Am nächsten kommt man ihr jedoch im roten Kuppelzelt, das auf den Laga-Plänen unter „Mittelsteinzeit Erlebnis 3D“ firmiert. Dessen inneres Rund füllen ein Art Zuschauerraum und eine kleine Bühne. An deren Trennline liegen auf acht Säulen Virtual-Reality-Brillen. Schnell erliegen die Träger dem Zauber der Schamanin, die ihnen als Hologramm entgegenkommt und sie begrüßt: „Willkommen ihr Geister der Zukunft, ich habe euch schon erwartet.” Sie läuft umher, erzählt aus ihrer Welt, während Vögel über ihr flattern oder ein Rehbock um sie springt. Dann verrät sie auch, warum sie an diesem Ort auftauchte: „Weil hier die Schleier zwischen den Welten dünn waren.”

Ebenso verschwimmen die Grenzen zwischen fernster Vergangenheit und Gegenwart. Das Wesen der Schamanin scheint begreifbar und doch bleibt es nicht zu greifen. Auch wenn ein zweiter Sprecher ein paar Fakten liefert, hier geht es nicht um Gewissheit. Das Fieber, an dem die junge Frau und das Baby vermutlich starben, ist nur ein rötlicher Nebel.  

Autorin: Marlis Heinz.